Cover
des Buches
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Strawalde-Porträtfoto
vom Herausgeber
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Der vielfach ausgezeichnete
Filmemacher Jürgen Böttcher, der als Maler und
Grafiker seine Bilder mit Strawalde signiert, beging 2021
seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlaß erschienen
in der Edition Ornament seine Gedichte aus sieben Jahrzehnten,
verbunden mit Zeichnungen und Collagen, die er für
die Pirckheimer-Gesellschaft geschaffen hat.
Strawalde spricht lieber von "Nebengekritzel".
Denn die Verse entstanden immer nur nebenbei, neben dem
Malen und Filmedrehen. Sie sind keine hehre Gedanken-Lyrik,
die Ewigkeitsgeltung beansprucht. Nicht in Stein gemeißelt,
vielmehr spontane Notizen, rau und lebendig wie seine Bilder,
geboren aus unbändiger Lust am Sprachspiel, an Alliteration,
Reim und dadaistischer Sprengung des Sinns, um sich sinnlich
am reinen Klang der Worte zu erfreuen. Grüße
von "Anna Blume", an denen Schwitters seine Freude
hätte, Narren-Sprüche gegen „die Überweisen“,
die „mit Weisheit Tisch und Wand besch...“ (Nietzsche).
Aufs Schönste ergänzen sich diese lustvollen Kritzeleien
mit den Zeichnungen und Collagen. Von Strawalde handgeschrieben
erscheinen die Verse wie grafische Strukturen und geben
sich umgekehrt die Bilder als rätselhafte Schriftzeichen
zu erkennen, die dazu einladen, entziffert oder vielmehr
erhört zu werden. Denn letztlich sind beide Klanggebilde,
die uns vom Leben erzählen.
112 Seiten, Festeinband, rubinfarbene Vor- und Nachsatzpapiere
Einmalige Auflage in 750 numerierten Exemplaren,
650 Exemplare gingen als Jahresgabe an die Mitglieder
der Pirckheimer-Gesellschaft
ISBN 978-3-947646-39-5
Normalausgabe
22 Euro
Vier Vorzugsausgaben:
von Silke Steinhagen (Weimar) handgebunden in rubinfarbenes
Halbleinen,
mit tiefgrünem Buchschuber
A: Nr. 1-10 mit beiden Lithografien, einem handgeschriebenen
Gedicht und dem Foto: 250 EUR
B: Nr. 11-25 mit beiden Lithografien und dem Fotoporträt:
180 EUR
C: Nr. 26-50 mit der Lithografie in Rot und Schwarz: 100
EUR
D: Nr. 51-75 mit der Lithografie in Taubenblau und Schwarz:
100 EUR
Zu bestellen beim Herausgeber..
Tuschezeichnung und handgeschriebenes Gedicht von Strawalde
Zweifarbige Lithografien, auf Bütten gedruckt von Christian
Müller (Wurzbach)
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Aus dem Nachwort
Das Raue, das
Ungekünstelte und Materialverhaftete seiner Filme ist
auch den Grafiken Strawaldes eigen. Nie sind sie gefällig.
Seine Arbeiten, deren Spannweite von Zeichnungen über
Mischtechniken, Lithografien und Radierungen bis zu Collagen
reicht, folgen keiner Mode, passen in kein Schubfach. Sie
sperren sich gegen Vereinnahmungen jeglicher Art, gegen
einfache Lesarten. Oft tragen sie nicht einmal einen Titel
oder die Benennung führt in die Irre: Denn die Grafiken
sind eben keine Illustrationen, ebenso wenig Abbilder, eher
Sichtbarmachungen von Energiefeldern, vibrierende Meditationsgebilde.
Wer sich auf sie einlässt, kann ihre Vitalität,
die Kraft, die sie speichern, in sich aufnehmen, dessen
Leben werden sie bereichern.
2016 schuf Strawalde zwei Radierungen für die Marginalien,
die Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, die
seit 1956 von der Pirckheimer-Gesellschaft in Berlin herausgegeben
wird. Um diese Zeitschrift zu fördern, edieren die
Pirckheimer seit 2020 auch Grafikmappen. Für die erste
Mappe baten wir den Maler um eine Lithografie. Statt dessen
gab er uns 50 Tuschezeichnungen auf A3-Blättern, jede
ein Unikat, manche mit Blautönen gesteigert, einige
auch collagiert. Ein Bilderrausch, der die Sammler beglückt
hat und der als Ganzes erst seinen vollen Reiz entfaltet.
So entschlossen wir uns, Reproduktionen aller 50 Blätter
als Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft herauszugeben,
verbunden mit einer Sammlung seiner Gedichte.
Pressestimmen
Abgründiger Vers trifft labyrinthische Zeichnung!
Mottogleich die erste Notiz, ein Wegweiser, der die Unmöglichkeit
jeder Wegweisung bezeugt: "Ich lebe in den Tag hinein
und in die Nacht." Ein Romantiker auf Abwegen, kein
verbummelter Taugenichts, sondern ein Maskenspieler, der
die Klischees, mit denen es sich die Denkfaulheit bequem
macht, durcheinanderwirbelt. Ja, der Tag, in den man hineinlebt
wie in einen ewigen Morgen, mündet unweigerlich einmal
in die Nacht. Da wird der Witz bodenlos, denn kein Blick
durchdringt das Dunkel. Aber die Art, wie dieser Satz daher
flaniert kommt, bezeugt Furchtlosigkeit.
Bleiben die verbalen Selbstermunterungen angesichts des
schwarz getuschten Dämons, dessen Silhouette in aller
Bedrohlichkeit auch etwas Pittoreskes hat. Das Wort "pflanzengleich"
etwa fällt wie ein vom Sturm gefällter Baum in
jede urbane Selbstverständlichkeit hinein. Zwischen
ungestümem Wachsen und Beschneidung von Wildwuchs mittels
entschiedenem Strich zeigt sich das Unvorhersehbare Strawaldes
als glänzender Phantast! Nun also befinden wir uns
als Verschwiegene im Wortreich wie auf einer Expedition
durch einen längst verwilderten englischen Garten.
Da lauert unter der chaotischen Bild-Oberfläche eine
Ordnung, die bereits überwuchert scheint, aber wiederentdeckt
werden kann.
Man kann dies auch die lange Lebensimagination eines seine
Unausrechenbarkeit verteidigenden Künstlers nennen,
von der hier bildreich und wortsparend Zeugnis gegeben wird.
Gunnar Decker in: Neues Deutschland
Als Regisseur mit Verboten bedacht, als Maler
spät erkannt, präsentierte sich Strawalde in der
Brotfabrik nun als Dichter – und begeisternder Erzähler.
„Ich würde das nie Gedichte nennen“, leitet
er seine Lesung ein, „das ist einfach mein Zeug.“
Vieles von diesem Zeug hat allerdings nicht nur Witz und
Geist, sondern auch ordentlich dosierten Rhythmus. Einiges
feiert den Nonsens, zum Beispiel so: „Im Traum/ sah
ich ein Auto/ das fuhr einen Baum rauf/ und lachte.“
Oder so: „Die Barbarin Barbara/ hat ’ne Bar
in Ottawa“. Sprachspiele, Naturblicke, geronnene Momente
wechseln sich ab.
Cornelia Geißler über eine Lesung in
der Brotfabrik, in: Berliner Zeitung
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