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Holger
Brülls
böser garten
Gedichte
Mit einer Zeichnung
von Gerda Lepke
Die weiße Reihe, Band 24,
quartus-Verlag Bucha bei Jena 2024
88 Seiten, Klappenbroschur
EUR 15
ISBN 978-3-947646-57-9
Zu bestellen beim Herausgeber
der Weißen Reihe..
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„Gedichte sind gemalte
Fensterscheiben!“, schrieb Goethe 1824 in dem gleichnamigen
Gedicht. Schaut man von außen durch sie hindurch, erscheint
der Raum „dunkel und düster“. Doch im Innern
der „heiligen Kapelle“, da „ist‘s
auf einmal farbig helle, / Geschicht und Zierat glänzt
in Schnelle, / Bedeutend wirkt ein edler Schein, / Dies wird
euch Kindern Gottes taugen, / Erbaut euch und ergetzt die
Augen!“
Als Denkmalpfleger erfreut auch Holger Brülls der „edle
Schein“, den für kommende Generationen zu bewahren
sein Beruf ist. Doch als Lyriker besingt er nicht das vermeintlich
„Heilige“. Seine nüchtern anti-romantischen
Verse arbeiten gegen jegliche Verklärung der Gegenwart,
sie nötigen zur Wahrnehmung durchaus unheiliger Verhältnisse.
Wie im Titelgedicht „böser garten“: Hass,
Wut, Gier und Zorn, alle elementar-irdischen Triebkräfte
gedeihen, wuchern in diesem Garten, dieser Welt. Und doch
ist sie ein Garten – von eigentümlicher Schönheit.
Das Ausleuchten der entzauberten Welt in schnoddrig alltäglicher,
bewusst nicht gehobener Sprache, ist eine andere, eine zeitgemäße
Form der Sehnsucht nach dem Licht, nach einer Schönheit
ohne Schein.
Die filigrane Zeichnung „Baum am Elbufer“ von
Gerda Lepke stimmt auf den Tonfall der vieldeutigen Gedichte
zwischen Melancholie und Jasagen zum Leben ein.
Holger Brülls wurde 1962 in Mönchengladbach
geboren, hat Kunstgeschichte, Deutsche Philologie und Psychologie
in Bonn studiert, 1991 promoviert und ist seit 1992 Konservator
am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
in Halle/Saale. Zahlreiche Publikationen zur Praxis und Theorie
der Denkmalpflege und zur Glasmalerei, seit 2018 Lyrik und
Prosa in Zeitschriften und Anthologien. Der Gedichtband ist
sein literarisches Buchdebüt.
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Leseprobe
böser garten
hass und wut und gier und zorn
fleischfressende pflanzen wachsen
in mir scheußlich böses unkraut
alle ekel erregenden blumen
flammenwerfer harke gift
da nützt alles nichts aber
ich bin trotzdem
ein garten
Die Presse urteilt
Ein permanentes Gefühl des Fremdseins
durchzieht Brülls Gedichte. Ein Unbehaustsein, als böte
die Welt keine Zuflucht mehr. (...) Dichter empfinden ihr
Leben intensiver. Auch weil sie sich auf Stille und Nachdenklichkeit
einlassen. Aber nur wenige gehen so an die Wurzeln der Existenz
wie Brülls es hier tut. Der sich dem Denken an die Endlichkeit
aussetzt. Und trotzdem hofft und bangt. (...)
Aber vielleicht ist es einfach an der Zeit, der Welt wieder
ins Auge zu schauen und sie nicht zur Idylle zu machen. Sondern
als Ort zu begreifen, an dem wir nur kurz anwesend sind –
im späteren Leben zusehends unserer eigenen Vergänglichkeit
bewusst und – wohl berechtigterweise – auch sehr
erschrocken. (...) Was auch damit zu tun haben dürfte,
dass unsere kleine Welt wirklich untröstlicher geworden
ist, seit „hass und wut und gier und zorn“ darin
wuchern wie „fleischfressende pflanzen“, wovon
Brülls ja in „böser garten“ erzählt.
Womit seine Gedichte aus der Stille der Klause auch zum Wider-Hall
werden dessen, was auch in unseren Köpfen wuchert, wenn
wir die fleischfressenden Gefühle zulassen und wuchern
lassen. Und nicht innehalten und uns darauf besinnen, wie
verletzlich wir alle sind.
Ralf Julke, in: Leipziger Internetzeitung
Der Autor, Konservator am Landesamt für Denkmalpflege
und Archäologie Sachsen-Anhalt, ist als Verfasser von
Büchern zu seinem beruflichen Thema bekannt. Nun überrascht
Holger Brülls mit Gedichten: „böser garten“
versammelt nachdenklich-lakonische und pointierte Texte zum
Stand der Dinge.
Andreas Montag, in: Mitteldeutsche Zeitung Halle
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