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Weiße Reihe

Bernd Leistner. Im Lauf der Zeiten
Erinnerungssplitter mit einer Radierung von Kay Voigtmann

 

Bernd Leistner
Im Lauf der Zeiten
Erinnerungssplitter


Mit der Radierung "Bibliovieh" von Kay Voigtmann
200 Seiten, Engl. Broschur, weinrotes
Vor- und Nachsatzpapier







ISBN 978-3-943768-81-7

EUR 14,90 EUR

Zu bestellen beim quartus-Verlag.

Bernd Leistner ist das, was man früher einen „Homme de lettres“ genannt hat, einen Mann der Schrift. Was mehr meint als nur Autor oder Schriftsteller, der mit Schreiben sein Geld
verdient. Es war und ist das Kennzeichen eines Menschen, der für die Literatur lebt, der das geschriebene Wort für den Extrakt des Lebens erachtet und eben diese Achtung, diese
Wertschätzung des Geistes anderen fühlbar macht, der den Wohlklang von Sprache genießen lehrt und dessen eigenes Schreiben und Sprechen Genuss bereitet.
Im vorliegenden Band berichtet der Leipziger Germanist und Schriftsteller von Wendepunkten seines Lebens und Wirkens als Student, Lehrer, Auslandslektor, Mitarbeiter an den „Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten“ in Weimar, dem legendären „VEB Goethe“ der DDR, Dozent am
Leipziger Literaturinstitut, Verteidiger unliebsamer Literatur im Osten und Goethe-Bekenner im Westen, Gastprofessor nach der „Wende“ und mitagierender Zeitzeuge der neu installierten Germanistik in Chemnitz, Weltreisender nun, der in Asien Verehrern einer Sprachkultur begegnet, die er im wiedervereinten Deutschland immer mehr „verschludern“ sieht, wo selbst Studenten das Erbe der Vorväter kaum noch zu lesen, zu verstehen vermögen, in einer Zeit, die ihm, dem Mitglied des deutschen P.E.N. und der Sächsischen Akademie der Künste, immer fremder wird.

1939 geb. in Eibenstock, Studium Germanistik und Geschichte in Leipzig, 1962–71
Lehrer, 1971 Promotion, bis 1974 Lektor in Mazedonien, 1976–1988 Wissenschaft-
licher Mitarbeiter an den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar,
1982 Habilitation, 1985 Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR
und Aufnahme in den P.E.N., 1988–1992 Dozent am Literaturinstitut Leipzig,
1990–1993 Gastprofessuren an den Universitäten Oldenburg, Frankfurt/M. und
Tübingen, 1992–2004 Prof. an der TU Chemnitz, seit 1998 Mitglied der Sächsischen
Akademie der Künste, lebt in Leipzig.

Veröffentlichungen (Auswahl):
Unruhe um einen Klassiker, Halle 1978; Johannes Bobrowski, Berlin 1981
Spielraum des Poetischen, Berlin 1985; Sixtus Beckmesser, Berlin 1989
In Sachen Peter Hacks, Mainz 2011; In aller Form. Gedichte, Mainz 2011


 

 

Leseprobe

Die Anfertigung vorliegender Notizen geht auf Anstöße zurück, die von außen gekommen sind. Aber ich konnte schließlich Bereitschaft bemerken: die eines alten Literaten, der nach wie vor die Tinte nicht zu halten vermag und den es reizt, dem amorphen Erinnerungsstoff seiner Daseinsirrungen und -wirrungen ein passables Elaborat abzugewinnen.
Genügen soll es neben dem Gebot größtmöglicher Wahrhaftigkeit vor allem dem, dass es sich von diesem Stoff nicht herabziehen lasse. Immerhin weiß ich mich disponiert, solcher Gefahr zu widerstehen. Ohnehin nicht zum Hadern geneigt, ist es mir nicht schwergefallen, im Laufe meiner vorschreitenden Jahre zu innerer Gelassenheit zu finden, zu einer Indifferenzlage des Gemüts, von der aus ein durchheitert ernstliches Beginnen möglich erschien.



Die Kritik urteilt:

Selbstbeweihräucherung liegt Bernd Leistner fern, im Gegenteil. Obwohl Bernd Leistner ein angesehener Wissenschaftler und Autor ist, hat er die Bodenhaftung in seinem Leben nie verloren.
... er hat Bücher gelobt, wenn sie gut waren, und sich nicht um politische Vorbehalte geschert. Das begann bereits auf dem Pädagogischen Kongress 1970, vor dem er Hermann Kants Roman „Die Aula“ lobte und sich wunderte, dass der Applaus so dünn ausfiel. Kant war vorübergehend in Ungnade gefallen, den hatte man nicht zu loben, schon gar in Anwesenheit von Margot Honecker. Später setzte sich Bernd Leistner für kritische Autoren wie Wolfgang Hilbig und Christoph Hein ein, was ebenfalls missfiel. Aber Bernd Leistner, bedingungsloser Anwalt der Literatur, ließ sich nie irritieren. Darum ist diese Rückschau ohne Bosheit auch bedingungslos als höchst lesenswert zu empfehlen.
Torsten Unger, MDR-Kultur, Buch der Woche, Januar 2018

Wie in seinen Monografien und den oft streitbaren Essays beweist sich Leistner, der 2011 auch als Lyriker hervortrat, hier ebenso als Stilist hohen Ranges. Erstaunlich allein die zahlreichen Neologismen. Alle Variationen des Humors, der Ironie und Satire beherrscht er. Seine vier Jahrzehnte in der DDR beschreibt er ironisch-distanziert, an keiner Stelle herablassend oder vernichtend.
Ulrich Kaufmann, in: Das Blättchen, Januar 2018

... Selbst-erlebtes in bestens gewählten Worten und pointierten Sätzen literarisch für die Nachwelt aufbereitet hat. Da entsteht für den Lesenden ein Sprachgenuss voller Beglückung und Gelassenheit, aber durchaus mit Widerhall. (...) Und vor allem deshalb sind seine Erinnerungssplitter „Im Lauf der Zeiten“ nicht nur die sehr persönliche, nie denunzierende Sicht auf Zeitgenossen und Ereignisse, sondern ein köstliches, kurzweiliges, wahrhaftiges Lesevergnügen nach dem Motto „Verachtet mir die Sprache nicht!“.
Rolf Richter, in: Leipziger Volkszeitung, Oktober 2018




 


Herstellung: poliTEXTbüro Update: 26.10.2018