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Hans
Lucke
Närrische Zeiten
Erinnerungen aus einem Schauspielerleben
von Erich Ponto bis Benno Besson
Mit dem Holzschnitt
"Schalksnarr" von 1540
170 Seiten, Engl. Broschur, weinrotes
Vor- und Nachsatzpapier
ISBN 978-3-947646-25-8
EUR 14,90 EUR
Zu bestellen beim Herausgeber.
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Hans Lucke war
ein geborener Komödiant. Kein Komiker, der Witze macht,
sondern einer, der den Witz der Dinge als ihr Wesen begreift,
das es herauszukitzeln gilt. Witz als Esprit, Feuergeist und
Übermut, der den Verhältnissen ihre eigene Melodie
vorspielt, um sie zum Tanzen zu bringen. Als Waffe der Wehrlosen,
die mit wachem Blick von unten die Anmaßungen der Oberen
entlarvt, sie dem Verlachen preisgibt. Humor aber auch als
Trost, Milde und Versöhnung mit unserer eigenen Vergänglichkeit,
mit den Irrungen und Wirrungen, die uns ein Leben lang verfolgen
und denen wir selber folgen … All das verkörpert
der Narr, der Schalk, Inbegriff aller Komödianten, von
denen abzustammen Hans Lucke in seinen Erinnerungen bekennt.
Erinnerungen, die er tatsächlich erzählt hat, mündlich,
in geselliger Runde. Schreib das auf, ermutigten ihn seine
Freunde, die von der Gabe des Schauspielers und Stückeschreibers
fasziniert waren, das Erlebte in prägnanten Anekdoten
zu verdichten. Mit 85 Jahren hat er seine Erinnerungen aufgeschrieben,
sie blieben Fragment und werden hier erstmals aus seinem Nachlass
herausgegeben. Hans Lucke berichtet darin von der ersten Hälfte
seines Lebens, von seinen Bühnenjahren in Görlitz,
Dresden und Berlin. Große Regisseure wie Wolfgang Langhoff,
Wolfgang Heinz und Adolf Dresen bekommen ein Gesicht, Bühnenlegenden
wie Inge Keller, Fred Düren und Eberhard Esche werden
einprägsam porträtiert.
Ein Stück lebendiger Theatergeschichte der DDR bis zum
Anfang der 70er-Jahre.
Hans Lucke wurde 1927 in Dresden
geboren, 1946 nach Kriegsgefangenschaft Schauspielstudium,
Engagements in Görlitz (1947-1949), Zittau (1949), Radebeul
(1950-1954) und Dresden (1954-1958). Schauspieler und Regisseur
bei der DEFA (1958-1962), kam als Schauspieler und Autor von
der Volksbühne zum Deutschen Theater (1962-1972),
Regisseur und Autor am Rostocker Volkstheater (1973-1977),
seit 1977 freier Autor für Film, Funk und Fernsehen,
zog 1986 nach Thüringen, 2017 in Weimar verstorben.
Wichtigste Werke (Auswahl):
Stadelmann. Schauspiel, UA 1983
Der doppelte Otto. Eine Bismarck-Komödie, UA 1986)
Jud Goethe. Erzählung, Weimar 1997
Carl Alexander. Biographie, Limburg 1999
Hoffmann von Fallersleben. Biographie (mit Irina Lucke-Kaminiarz),
Weimar 2006
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Leseprobe
Nach dem Tell inszenierte
Langhoff Die Sorgen und die Macht von Peter Hacks in einer
Neufassung, nachdem das Stück bei der Uraufführung
in Senftenberg den Mächtigen missfallen hatte. Der Erfolg
beim Publikum war mäßig, die Macht indessen aufs
neue verstimmt. Doch man wollte in Pankow einen Schimmer von
Demokratie wahren und nicht mit Verbot reagieren. Man entdeckte
den Volkszorn als Möglichkeit, im Sinne der Menge zu
regieren, wenn man zum Verbot schritt. Darum wurden Leute
in Vorstellungen geschickt, die man zuvor ordentlich über
die ideologische Schieflage der Künstler und die Gefährlichkeit
solcher Produktion belehrt hatte. Meist waren es Lehrer, die
da im Publikum saßen und anschließend mit den
Künstlern diskutieren wollten. Vor ihnen saßen
dann der Regisseur, ein Dramaturg und zwei, drei Protagonisten.
Ich hatte nur eine kleinere Rolle und saß im Hintergrund,
um dem Spektakel zu folgen. Neben mich setzte sich Hacks und
hörte der Stimme des Volkes zu, die ihre Einwände
gegen das Stück formulierte, manchmal bis zur Empörung.
Hacks neigte sich zu mir herüber und sagte: „Hören
Sie sich das an, Lucke. Da sitzt Hammel neben Hammel und erklärt:
Das gibt es nicht, dass Menschen in der Herde gehen.“
Die Kritik urteilt:
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